Wenn das Küssen keinen Spaß mehr bereitet, das Lachen schmerzt und das Sprechen weh tut, dann sind nicht selten trockene oder spröde Lippen dafür verantwortlich. Ferner sind solche Lippen nicht nur unangenehm, sondern auch unschön anzusehen. Im Vergleich zur sonstigen Gesichtshaut ist die Haut der Lippen sehr dünn, weshalb sie relativ schnell austrocknet und Risse bekommt. Vor allem gegenüber äußeren Einflüssen reagieren die Lippen sehr empfindlich. Trockene Lippen können unterschiedliche Ursachen haben. Einige hiervon lassen sich mit einfachen Mitteln bekämpfen, während andere einer intensiveren Behandlung bedürfen.
Trockene Lippen aufgrund kalter Außentemperaturen
Vor allem in der kalten und feuchten Winterzeit kommt es sehr häufig zu spröden und aufgerissenen Lippen. Dies liegt daran, dass die Lippen über kein Unterhautfettgewebe verfügen. Die trockene Luft führt dazu, dass die Haut von außen nicht mehr mit ausreichend Feuchtigkeit versorgt werden kann. Beim Aufenthalt in der Kälte wird darüber hinaus auch die Durchblutung von nicht zentralen Körperbereichen heruntergefahren. Somit wird die Austrocknung zusätzlich durch die eingeschränkte Durchblutung der Lippen begünstigt. Verstärkt wird dieser Effekt zudem durch die in der Wohnung vorherrschende Heizungsluft. Das Heizen ist an frostigen Tagen zwar erforderlich und auch die trockene Raumluft lässt sich etwa am Arbeitsplatz oder in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht verhindern, doch daheim lassen sich die spröden Lippen durch eine Einschränkung der geringen Luftfeuchtigkeit verhindern. Möglich ist dies durch häufiges Lüften und Aufstellen eines Luftbefeuchters.
Fakt ist: Der ständige Wechsel zwischen warmer und kalter Umgebung setzt den Lippen stark zu.
Trockene Lippen wegen Sonneneinstrahlung
Vor allem die ultravioletten Strahlen der Sonne können die empfindliche Haut der Lippen beschädigen und ihnen die erforderliche Feuchtigkeit entziehen. Diesbezüglich sind die Lippen stark gefährdet, zumal sie nicht den Hautfarbstoff Melanin enthalten. Doch gerade dieser Stoff schützt die übrigen Körperpartien vor den gefährlichen Sonnenstrahlen. Demzufolge kann im Bereich des Mundes und ebenso auf den Lippen schnell ein Sonnenbrand und nicht selten auch ein Krebsgeschwür entstehen. Während des Aufenthaltes in sonnenreichen Gegenden sollten die Lippen daher mit speziellem Sonnenschutz-Balsam geschützt werden.
Trockene Lippen wegen falscher Pflege
Auch falsche Pflege kann der Grund für trockene Lippen sein. Viele Menschen greifen zu herkömmlichen Feuchtigkeitscremes, deren Inhaltsstoffe allerdings nur selten für die zarte Haut der Lippen geeignet sind. Abgesehen werden sollte etwa von Pflegestiften, die synthetische Öle enthalten. Denn damit trocknen die Lippen auf Dauer noch mehr aus. Von besonders fetthaltigen Produkten ist ebenfalls abzuraten. Unvorteilhaft sind ferner Zusatzstoffe wie Glitzerpartikel und Aromen, welche die angegriffene Haut unnötig reizen. Ein erster wichtiger Schritt ist das Lippenpeeling, mit welchem die Lippen von abgestorbenen Hautschüppchen befreit werden.
Dies sorgt ferner für eine bessere Durchblutung und lässt die Lippen auch gesünder und schöner aussehen. Anschließend können durchaus Pflegestifte zum Einsatz kommen, wobei diese idealerweise Panthenol, Jojobaöl, Bienenwachs oder Sheabutter enthalten sollten. Empfehlenswert sind auch Lippencremes mit dem Hautschutzvitamin Dexpanthenol. Dieses kann auch über die Nacht aufgetragen werden. Präparate mit Hamamelis sind genauso zu empfehlen. Gut geeignet ist auch Vaseline, welches gar keine Zusatzstoffe aufweist.
Trockene Lippen aufgrund der Ernährung und Vitaminmangel
Nur sehr wenige Menschen führen trockene und rissige Lippen auf einen Vitaminmangel zurück. Dabei kann eine zu geringe Zufuhr von Eisen wie auch Vitamin B12 und Vitamin B2 die Ursache hierfür sein. Vitamin B2 findet sich in zahlreichen tierischen Nahrungsmitteln, wie Fisch, Fleisch oder auch Milch. Aber auch in einigen pflanzlichen Lebensmitteln wie Getreideprodukte, Erbsen, gelbe Paprika, Brokkoli und Grünkohl kommt dieses wichtige Vitamin vor. Allerdings kann das Vitamin B2 besser verwertet werden, wenn es aus tierischen Produkten stammt. Für gewöhnlich wird die Aufnahme von 1,5 bis 1,8 mg Vitamin B2 empfohlen. Bestimmte Personengruppen wie Schwangere, Stillende, Raucher sowie Personen mit Stoffwechselstörungen wie Diabetes benötigen nicht selten mehr Vitamin B2. Ausschließlich in tierischen Nahrungsmitteln kommt das Vitamin B12 vor. Unter diesem Aspekt ist das Risiko spröder Lippen für Veganer besonders groß. Für einen Mangel an Vitamin B12 kann auch ein erhöhter Alkoholkonsum ursächlich sein. Ein bestehendes Lippenproblem kann zudem durch falsches Essen verschlimmert werden. Beigaben wie Orangensaft, Barbecuesoße, Senf, Pfeffer sowie alkoholische Getränke können die Lippen zusätzlich reizen.
Trockene Lippen wegen Medikamenten
Die Einnahme bestimmter Arzneimittel kann ebenfalls zu trockenen und spröden Lippen führen. Zu nennen ist hierbei etwa Isotretinoin, welches oft bei sehr schweren oder hartnäckigen Formen von Akne eingesetzt wird. Allerdings vermindert der Wirkstoff die Talgproduktion. Gleiches gilt auch für weitere Retinoide wie Alitretinoin und Tretinoin.
Trockene Lippen durch Stress und psychische Ursachen
Bei Personen mit einer psychischen Belastung oder mit viel Stress kann es dazu kommen, dass die Speichelproduktion gehemmt wird und dadurch Mund und Lippen nicht mehr ausreichend mit Flüssigkeit versorgt werden. Jeder Mensch besitzt das parasympathische sowie sympathische Nervensystem. In Phasen der Entspannung und Ruhe springt der Parasympathikus an. Dieser Teil des Nervensystems ist unter anderem für die Speichelproduktion sowie für die Erhöhung der Darm- und Magenfunktion zuständig. Befindet sich der Körper in einer Notlage oder wird höchste Konzentration gefordert, so ist dagegen der Sympathikus gefragt. Unter solchen Umständen wird die Speichelproduktion heruntergefahren. Der Speichel hat naturgemäß die Aufgabe, die aufgenommen Nahrung schon im Mund zu zersetzen.
Stress führt in den Gehirnarealen zu diversen Spannungsverhältnissen, die sich auf zahlreiche Prozesse des menschlichen Organismus auswirken. Durch Stress erhöht sich der Cortisolspiegel. Dies beeinflusst den Hormonhaushalt, der über das Gehirn gesteuert wird. Auf Dauer wirkt sich ein erhöhter Cortisolspiegel schädigend auf Gehirnareale und Nerven aus. Das Gehirn geht in Stresssituationen unzutreffend davon aus, dass demnächst keine Nahrungsaufnahme erfolgt, weshalb die Speichelproduktion gedrosselt wird. Personen, die besonders häufig von Stress geplagt werden, klagen aufgrund der erhöhten Sympathikusaktivität häufiger über spröde und trockene Lippen.
Trockene Lippen wegen Herpes und weiteren Infektionen
Herpesviren, allen voran das Herpes-simplex-Virus (HSV), verursacht beim Menschen bläschenartige Haut- und Schleimhautausschläge. Die virale Infektion ist übertragbar und tritt häufig bei Fieber und Infekten auf. Hierbei kommt es an der Außenseite der Lippe zu einer Ulzeration und Austrocknung. Zu einem trockenen Milieu an den Lippen kann in seltenen Fällen auch ein Pilzbefall führen.
Trockene Lippen wegen einer geringen Flüssigkeits-aufnahme
Eine häufige Ursache für trockene Lippen ist eine zu geringe Trinkmenge am Tag. Jeder Mensch sollte täglich nicht weniger als 1 ½ Liter Flüssigkeit zu sich nehmen. Einen noch höheren Bedarf weisen Personen auf, die aufgrund einer Erkrankung viel Wasser wieder abgeben müssen, etwa bei Diabetes insipidus, Infektionen mit dem Rota- oder Norovirus, Salmonellenvergiftung oder Diarrhoe. Wird zu wenig Wasser aufgenommen, so trocknet der Mund-Rachenraum schneller aus. Dieser sollte jedoch stets feucht gehalten werden. Ist dies nicht gegeben, kann es zu spröden Lippen kommen. Trockene Lippen können auch bei einer stärkeren Erkältung auftreten.
Chemotherapie als Ursache für Trockene Lippen
Besonders häufig über trockene Lippen klagen Menschen, die sich einer Chemotherapie unterziehen. Denn die medikamentöse Behandlung greift zahlreiche Körperzellen an, unter anderem auch diejenigen, die im Mundraum aktiv und für die Lippen zuständig sind. Diese zählen zu den schnellteilenden Zellen. Eine Bestrahlungstherapie hat allerdings das Ziel, sämtliche sich schnell teilenden Zellen zu hemmen. Im Bereich des Mund- und Rachenraums kommt es ferner während einer Chemotherapie sehr oft zu Entzündungen. Ob und in welchem Ausmaß spröde Lippen auftreten, hängt von der behandelten Körperpartie und der Strahlendosis ab.
Wundheilungsstörungen und trockene Lippen
In seltenen Fällen kann es nach Verletzungen der Lippen und des Mundes zu Wundheilungsstörungen kommen. Die Ursachen hierfür sind mannigfaltig. Denkbar ist etwa eine chronische Stoffwechselerkrankung, wie etwa Diabetes Mellitus. Eine solche Störung kann für trockene und raue Lippen sorgen.
Allergien können zu trockenen Lippen führen
Gegen bestimmte Produkte kann der Körper über eine gewisse Zeit bislang unbekannte Allergien entwickeln. Nach dem Auftragen dieser Produkte kann es eventuell zu einer Austrocknung der Lippen kommen. Für gewöhnlich ist die Allergie gegen ein bestimmtes Produkt mit einem Brennen oder Jucken verbunden. In diesem Zusammenhang sollten auch Zahnpasta und Mundwasser hinsichtlich eventueller Allergieauslöser überprüft werden.
Ständiges Befeuchten mit der Zunge kann zu trockenen Lippen führen
Da die Lippen keine Talgdrüsen besitzen, können sie auch kein Fett bilden. Werden sie mit der Zunge immer wieder reflexartig befeuchtet, trocknen die ohnehin schon spröden Lippen noch schneller aus.
Weitere mögliche Ursachen für trockene Lippen
- Lippenkauen
- Mundtrockenheit (Sjögren-Syndrom)
- Mundatmung
- Rauchen und Kaugummikauen
- schlecht sitzende Zahnprothese
- Blutkrankheiten wie Makrozytose und Kawasaki-Syndrom
- sexuell übertragenen Krankheiten wie HIV